«Politisch korrekt» – das Kleingedruckte Rapper Ice Cube über das «N-Wort»

Gesellschaft

Rapper Ice Cube lehrt den linken TV-Unterhalter Bill Maher, warum er das «N-Wort» verwenden kann und Maher nicht.

Ice Cube in Toronto, August 2006.
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Ice Cube in Toronto, August 2006. Foto: Philip Litevsky (CC BY-SA 2.0 cropped)

30. Juni 2017
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Kein Wort wiegt im Englischen ähnlich schwer wie «Nigger». Keine andere Verachtungsvokabel für geschlechtliche, rassische, religiöse oder körperliche Unterschiede kommt ihm nahe. «Nigger» ist dermassen tabu, dass es aus der Literatur ausgemerzt wird (Stichwort: Mark Twain), und nicht mehr ausgesprochen. Man redet vom «N-Wort». Die einzigen, die es verwenden, aggressiv und provozierend, sind die brothers aus den Ghettos.

Es hat mit der Geschichte zu tun. Vierhundert Jahre Sklaverei, zuerst von den Spaniern und Portugiesen betrieben, bald auch von den Franzosen und Engländern (Schweizer Handelsfamilien mit im Geschäft). Vierhundert Jahre Schinderei, Ausschluss, Zurücksetzung, Verachtung, Erniedrigung, Zweitklassigkeit, Rechtlosigkeit. Das N-Wort sammelt das alles wie ein Prisma, die Tabuisierung soll signalisieren, dass das Kapitel zu Ende sei und ein Neues aufgeschlagen wird.

Die kühlen Brüder aus dem Umfeld des «Gangsta-Rap» verwenden das Wort freimütig, und weil der «Gangsta-Rap» mittlerweile die junge Mittelklasse erreicht hat, glauben viele weniger dunkelhäutige «Gangstas», es sei OK, wenn auch sie gelegentlich den «Nigger» fallen lassen.

Falsch.

Anfang Juni hat der links eingestufte TV-Komödiant Bill Maher, ein scharfzüngiger Late-Night-Kommentator des politischen Geschehens, das Wort am Bildschirm ausgesprochen und den zu erwartenden Sturm hervorgerufen. Dazu muss man wissen, dass Maher am HBO-Fernsehen auftritt, wo die normale Selbstzensur am amerikanischen Fernsehen nicht gilt (die networks senden ihre sogenannten Live-Sendungen leicht zeitverschoben, um Fluch-, Fäkal- und Sexausdrücke durch einen bleep zu ersetzen).

In einem Plausch mit dem Senator Ben Sasse aus Nebraska rutschte Maher das N-Wort heraus. Es ging um das Hinterwäldlerische an Nebraska, und Sasse lud Maher ein, doch vorbeizukommen, «um auf den Feldern zu arbeiten». Maher wies das Ansinnen von sich: Er sei kein Feldknecht, sondern ein house nigger.

Auftritt Ice Cube

Zwei Tage später lud Maher den Rapper Ice Cube (Gründungsmitglied der «Niggas with Attitude») in die Sendung ein. «Du bist hier, um Dein neues Album zu bewerben und um über meinen Fehltritt zu sprechen – was willst Du zuerst?», begann Maher im leichten Fernsehton. «Ich wusste immer, dass Du irgendwann Scheisse baust», gab Ice Cube zurück. «Ich mag Dich, aber Du machst eine Menge Witze über Schwarze». Maher verteidigte sich: «Das ist doch gegen Rassisten gerichtet.». Dann ergab ein Wort das andere, und binnen kurzem hub der Rapper zu einer grossen Begründung an, weshalb ein Weisser wie Maher, auch ein lieber und liberaler, das N-Wort nicht verwenden dürfe, und einer wie Ice Cube eben schon. Von einem Weissen kommend, fühle sich das Wort «wie ein Messer» an, aber damit sei Schluss: «Das ist jetzt unser Wort, und Ihr könnt es nicht zurück haben.»

Feministischer Nachschlag

Nachdem Bill Maher die Philippika überstanden hatte, doppelte Symone Sanders, die frühere Pressechefin von Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders, ebenfalls schwarzer Hautfarbe nach. Sie belehrte den einsilbig gewordenen host, dass die Haussklaven meistens Frauen und doppelter Diskriminierung ausgesetzt gewesen sein. Das ganze Video findet sich hier.

Red. / Infosperber